Rink Reinerink – Aus dem Leben eines Radsportprofis Aus dem Leben eines Radsportprofis
Seine Brüder hatten ihre Fußbälle. Er hatte sein Fahrrad und war acht Jahre alt. Mit Neun wollte er der beste Radfahrprofi werden und fuhr wie ein Wilder durch seine niederländische Heimat. So begann der 1973 geborene ehemalige Radprofi Rik Reinerink, am Sonnabend, den 23.Juli 2022, im Radsportmuseum „Course de la Paix“ in Kleinmühlingen über sein Sportlerleben zu erzählen. Reinerink, seine mitangereiste Ehefrau und der ehemalige Masseur der niederländischen Radsportnationalmannschaft und dadurch auch elfmaliger Teilnehmer der Friedensfahrt, Be Huizing, gestalteten einen sehr informellen Nachmittag und nahmen das anwesende Publikum mit auf eine Reise in die Welt des Profiradsports. Wohlwissend, dass große sportliche Erfolge nur mit hartem Training und viel Disziplin möglich werden, wurde Reinerink schon als junger Mann, Mitglied in einem Radsportclub in Holland. Er trainierte hart, fuhr viele Jugendrennen, gewann oft und machte sich so einen Namen in der niederländischen Radsportszene. Obwohl er auch beabsichtigte, mit Radrennen bei einem guten Team auch einmal Geld zu verdienen, dachte er von Anfang an auch schon an die Zeit nach dem Sport. Und so nahm er bei aller sportlichen Aktivität nach dem Abschluss der Schule auch erst einmal ein Studium auf, das er als ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler zum Abschluss brachte. Nun, mit einem guten Abschluss in der Tasche, begann er sich noch intensiver auf seine sportliche Laufbahn zu konzentrieren. 1996 wurde er in eine Mannschaft der niederländischen Rabobank berufen und gewann schon größere Radrennen wie zum Beispiel „Rund um Süd-Holland“ in Antwerpen. Im Jahre 1999, mit inzwischen 25 Jahren, wurde er dann richtiger Profifahrer und erhielt einen Vertrag beim Team „Bankgiroloterij“ in Holland. Gleich im ersten Profijahr stellten sich viele Erfolge ein, und so konnte er mehrere schwere Rennen als Sieger beenden. Im Jahr 2000 wurde er dann mit seiner Mannschaft Teilnehmer der 53.Internationalen Friedensfahrt und gewann den 2. Prämienspurt auf der 1.Etappe in Hannover und damit war er der erste Rennfahrer der den 100.000. Friedensfahrtkilometer absolvierte. Reinerink, der in dieser Zeit auch geheiratet hatte und somit auch eine Familie gegründet hatte, sprach dann aber auch über die Schattenseiten des Profirennsportes. Viel Schweiß, Tränen der Enttäuschung und ein manchmal auch sehr gestörtes Familienleben sind die Kehrseite der Medaille in einer oft auch brutalen Sportart. Doch zum Glück fand er immer wieder Halt bei seiner Frau, die ebenfalls aus einer bekannten niederländischen Radsportfamilie stammt. Die Brüder von Frau Reinerink sind 1977 und 1981 ebenfalls die Friedensfahrt gefahren und auch ihr Vater war schon Weltmeister im Steherrennen. 2003 trug Reinerink bei der „Elektria-Tour in Belgien das Trikot des besten Bergfahrers, gewann eine Etappe bei der Niederland-Rundfahrt und einige andere Tagesrennen in Europa und Übersee. 2004 wechselte er zum Team „Chocolade Jacques“ (Belgien). In dieser neuen Mannschaft lief alles sehr gut und bei der Schweden-Rundfahrt konnte er als bester Sprinter ausgezeichnet werden. 2005 und 2006 fuhr er nach erneutem Wechsel und mit neuem Vertrag für das „Professional Continental Team Shimano.“ Sein größter Erfolg bei diesem Team war der der Gewinn des Midbankrennens in Dänemark. Zwischenzeitlich nun doch schon 33 Jahre alt, kam er zu der Erkenntnis, dass seine Laufbahn sich dem Ende neigt. Im Jahre 2006 war dann sein letztes Rennen als Profi. Doch ganz hat ihn der Radsport doch nicht mehr losgelassen. Heute managt er junge Radsportler und bereitet sie mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen für die sportliche Zukunft vor. Mit reichlichem Beifall bedacht, endete dann ein erlebnisreicher Nachmittag im Radsportmuseum und Rik versprach im nächsten Jahr zum Treffen der Friedensfahrer wieder nach Kleinmühlingen zu kommen. Am Sonntag besuchten die niederländischen Gäste unter der Leitung von Horst Schäfer noch die Landeshauptstadt und danach ging es dann wieder Richtung Heimat.
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Jürgen A.Schulz